Klaus Lemke: Ein Held oder ein Halsabschneider? Die widersprüchliche Biografie des Magdeburger Unternehmers bietet reichlich Diskussionsstoff. Er steht im Mittelpunkt von ganz verschiedenen Kurzvorträgen, die die Teilnehmer des ersten Tags der Rhetorik vorbereitet haben: Ein Gewerkschaftsführer ruft zum Protest gegen Lemke auf. Ein alter Freund würdigt ihn auf seinem sechzigsten Geburtstag. Ein Bürgermeister muss auf Distanz gehen zu Lemkes Stasi-Vergangenheit. Aber: Klaus Lemke und sein Leben sind frei erfunden. Eine Erfindung zu didaktischen Zwecken. Denn die völlig verschiedenen Reden über ihn illustrieren einen wichtigen Merksatz für die Rede und Gesprächsvorbereitung:

Als wer spreche ich zu wem aus welchem Anlass und mit welchem Ziel?

Unser Referent Hartwig Eckert vertritt die These, dass diese Fragen bei der Vorbereitung häufig vernachlässigt werden. Wer aber nur die Inhalte vorbereitet und die Situation in den Hintergrund treten lässt, der wird allenfalls mittelmäßige Ergebnisse erzielen. Im Feedback zu unseren Vorträgen geht es daher in erster Linie darum, ob und wie wir den kommunikativen Anforderungen der Situation gerecht geworden sind. Wir merken: Auch für Rhetorik- Profis gibt es hier noch einiges zu verbessern.

Neben den sogenannten 4 W’s beschäftigen wir uns mit zwei weiteren zentralen Fragen aus Hartig Eckerts neuesten Büchern:

Persönlichkeitsentwicklung durch Kommunikation geht davon aus, dass unser Handeln und Verhalten unsere Persönlichkeit prägt. Handeln und Verhalten aber ist veränderbar: Wir können neue Muster ausprobieren und neue Gewohnheiten etablieren. Das hat – so Eckert – Einfluss auf unsere Persönlichkeit. Wir lernen und wir ändern uns. Oder, wie es unser Referent durch ein Beispiel erläutert: Wodurch lernt ein Kind Dankbarkeit? Dadurch dass es immer wieder angehalten wird, sich zu bedanken.

Den Zusammenhang von Kommunikation und Persönlichkeit diskutieren wir insbesondere anhand unserer Vorstellungsrunde. Die Vorstellungen einiger Teilnehmer werden aufgezeichnet und besprochen. Das Feedback geht dabei sehr in die Tiefe. Es kommen Aspekte zur Sprache, über die sonst beim Feedback oft hinweggesehen wird. Phänomene wie Sprechlacher, Klicks oder der humorvolle Umgang mit Widersprüchen werden benannt, situativ eingeordnet und ihre möglichen Wirkungen werden besprochen. Im wertschätzenden und pointierten Feedback gibt es für etliche Teilnehmer große Aha-Effekte.

So vergeht der erste Tag der Rhetorik in der Studiobühne in Münster wie im Fluge. Die anwesenden bmk-Mitglieder ziehen ein sehr positives Fazit. Damit ist klar: Der Tag der Rhetorik wird fortgesetzt und zum neuen, regelmäßigen Herbsttermin der bmk.