Das große Familientreffen der Sprecherzieher: Am letzten Wochenende war es wieder so weit. Die Tagung in Regensburg stand diesmal unter dem Motto Normen & Werte in der Sprechwissenschaft. In meinen Augen ein recht brisantes Thema: Wird es ganz kleinteilig um Aussprachenormen gehen? Ist mit salbungsvollen Sonntagsreden über die Ethik des Faches zu rechnen? Solche Befürchtungen gehen mir vor der Tagung durch den Kopf. Glücklicherweise haben sie sich in Regensburg nicht bewahrheitet. Im Gegenteil!

In diesem Jahr wurde eine ungeheure Menge an Vorträgen und Workshops angeboten. Insgesamt sicherlich über 50, von denen ich ein Dutzend besucht habe. Auch wenn man – wie ich – bei den Themen wählerisch ist, gibt es so in jedem Tagungsblock spannende Veranstaltungen. Insgesamt ist das natürlich Viel zu viel, um hier auf alles  einzugehen. In den nächsten Wochen werde ich mich mit ein oder zwei Themen noch etwas näher beschäftigen. Jetzt gibt es erst einmal einen Überblick über meine persönlichen Veranstaltungs-Highligts:

  • Vorträge und Workshops sind gemischt, so dass es immer wieder aktivierende Abwechslung gibt.
  • Ausgesprochen viele Teilnehmer. Dadurch ist die Atmosphäre noch lebendiger als beim letzten Mal. Mit dabei sind auch viele Studierende, die diesmal kostenlos teilnehmen konnten. Meiner Meinung nach eine sehr gute Idee.
  • Reibungslose und nette Organisation. (Insgesamt habe ich einen streikenden Beamer erlebt. Für so eine große Tagung ein gute Quote.)
  • Regensburg als Stadt ist auch sehr charmant. Lohnt mit Sicherheit auch ohne Tagung eine Reise. Ob Regensburg die Stadt mit der größten Eisdielen-Dichte ist?
  • Der Gesellschaftsabend am Samstag ist eine runde Sache. Leckeres Essen. Großartige Unterhaltung bei der Lesung von Klaus Pawlowski, der sehr schlaue und sehr lustige Texte mit im Gepäck hat. Und: Fast alle Teilnehmer sind dabei. Auch die Studierenden, die sonst gerne ein eigenes Programm haben. Ich finde es prima, dass so jeder mit jedem gut in Kontakt kommen kann.
  • Bei den Vortragsthemen finde ich besonders spannend, dass auch empirische Forschungen vorgestellt werden. Empirie ist ja leider – abgesehen von Forschung zur Stimme – in der Sprechwissenschaft eher selten. Schade, dass Jan Appel und Christian Pescher, die beiden Gewinner des DGSS-Förderpreises, ihre Untersuchung nur kurz bei der Eröffnungsveranstaltung vorstellen.
  • Besonderes Highlight: Das Sprechwege-Team ist endlich wieder vereint. Denn Alex Roggenkamp reist ganz lässig aus Athen an.

Von den praktischen Seminartipps abgesehen, ist für mich das Thema Ethik & Rhetorik besonders interessant. Da schlägt wahrscheinlich das Philosophie-Studium durch… Deshalb soll es demnächst noch einen kurzen Bericht zum Workshop von Franziska Trischler und zum Vortrag von Stefan Dobiasch geben. Bei beiden geht es um Ethik und spannenderweise nähern sich beide dem Thema – auch – mit Hilfe von critical incidents…